Lage
"Berndorf. Liegt auf der Höhe in einer Senkung zwischen Hillesheim und Kerpen. Ein Ober- und ein Unterdorf, plätscherne Brunnen, uralte Häuser, zwei Kirchen im Oberdorf; die alte, schon um 1150 genannte, da oben auf dem Kirchberg und die neue da unten an der Straße, erst vor wenigen Jahren erbaut" (Knauft).
Vieles, was Knauft über die kleine Eifelgemeinde Berndorf im nördlichen Kreis Daun schreibt, trifft durchaus heute noch zu. Die Teilung in ein Ober- und ein Unterdorf, sicherlich
historisch begründet, ist im Dorfbild heute noch feststellbar.
Die Senke zwischen Hillesheim und Kerpen ist die Hillesheimer Kalkmulde, an deren Nordrand der Ort liegt. Im südlichen Teil der Gemarkung prägt die Geologie der Kalkmulde das Landschaftsbild: Die
fruchtbaren Böden der Kalkmulde werden landwirtschaftlich genutzt, nur gelegentlich kommt ein Fichten- oder Kiefernwäldchen auf einem isolierten Bergrücken vor. Felder und Steinbrüche sind außerdem
wegen ihres Fossilienreichtums Tummelplatz zahlreicher Hobbygeologen. Im Nordteil, wo sandige Böden die Kalkmulde begrenzen, überwiegen dagegen geschlossene Hochwaldbestände. Die höchsten Erhebungen
des Ortes sind der Mahlberg (507 m), der Bubberg (519 m), der Mittelste Berg (531 m) und der Eichenbusch (533 m). Berndorf selbst liegt in der Ortsmitte 485 m ü. NN.
Geschichte
Der Ort Berndorf wird im Jahre 1121 zum ersten Male urkundlich erwähnt. Damals hatte Graf Theoderich von Ahr das verfallene Kloster Steinfeld an den Kölner Erzbischof Friedrich I. abgetreten. Dieser führte in Steinfeld den Prämonstratenserorden ein und regelte in der erwähnten Urkunde die wirtschaftliche Versorgung des Klosters. Zu diesem Zweck befreite er die zum Kloster gehörenden Gemeinden Ripsdorf und Berndorf von allen Abgaben an Bischof, Chorbischof und Dekan.
Berndorf gehörte zu dieser Zeit also schon zum Kloster Steinfeld, zu dem es durch Schenkung (?) gekommen sein könnte. Diese Urkunde stellt somit den ersten historischen Beweis für die frühe Existenz
des Ortes Berndorf dar. Schon lange vor dieser Zeit aber haben Menschen hier gelebt und uns deutliche Spuren ihrer Anwesenheit hinterlassen.
Den allerersten Hinweis auf die Existenz von Menschen im Berndorfer Raum liefert ein Brandgrab "Am Sterzwieschen", das im Jahre 1935 bei Dränagearbeiten nordwestlich des Weinberges freigelegt werden
konnte. Die Bestattungsart und die künstlerische Gestaltung der Grabbeigaben (Urne, Spitzbecher, Teller) lassen den Schluss zu, daß es sich um ein Grab der Urnenfelderleute aus dem 1. Jahrtausend v.
Chr. handelt. Die mit Ritzverzierungen versehenen Gefäße zeigen auffallende Ähnlichkeit mit Töpferwaren aus dem Neuwieder Becken. Das Grab liegt zudem an einem alten Fernweg, der über Prüm nach Osten
führte und bei Üxheim auf einen Nord-Süd-Weg stieß, der die Mosel mit dem Kölner Raum verband.
Der nächste Stamm, von dessen Anwesenheit wir durch Bodenfunde informiert sind und der länger im Berndorfer Raum gesiedelt hat, sind die keltischen Treverer, auf die Reste einer keltischen Fliehburg
auf dem Weinberg (Gemarkung Berndorf / Kerpen) hinweisen. Diese Abschnittswallanlage, die, wie Scherbenfunde nahelegen, aus der Spät-Latene-Zeit (etwa 1. Jh. v. Chr.) stammt, erstreckte sich über
eine Länge von 300 m auf dem isolierten Bergrückn des Weinbergs. Offenbar wurde die Anlage noch im frühen Mittelalter benutzt, wie Scherbenfunde vermuten lassen und Reste eines Wohnturmes, der
allerdings einem Steinbruchbetrieb zum Opfer fiel. Vielleicht wurde diese Fliehburg erst aufgegeben, als in Kerpen die Vorgängerin der heute noch bestehenden Burg Kerpen erbaut wurde.
Zu diesem Zeitpunkt waren aber die Erbauer der Fliehburg, die keltischen Treverer, längst von den Römern vertrieben worden, die etwa seit Christi Geburt in die Eifel vorstießen und sie etwa 500 Jahre
lang besiedelten.
Wieder sind es Grabfunde, mit deren Hilfe wir uns ein ungefähres Bild von Dasein und Lebensweise der Bewohner machen können. Auf der Suche nach Wasser stieß man im Jahre 1928 südlich des Bubberges in
der Gemarkung "Unter dem Blatterpütz" auf einen frührömischen Baumsarg. Auch hier handelte es sich um eine Brandbestattung, denn der 1,50 m lange und 0,40 m breite, nur mit der Axt behauene und
ausgehöhlte Baum barg keinen Leichnam, sondern eine Schlauchurne, einen gelbroten Gurtbecher, eine graue Flasche und zahlreiche Scherben.
Der Baumsarg, der sich in dem moorigen Wiesengrund relativ gut erhalten hatte, stammt etwa aus der Zeit um 50 n. Chr. Fast zur gleichen Zeit wurde am Fuße des Mahlberges in der Gemarkung "Unter Weil"
(weil = Villa?) vom damaligen Provinzialmuseum Trier eine spätrömische Grabkammer freigelegt, die beim Steinebrechen entdeckt worden war. Unter dem zerstörten Boden eines kleinen Steinbaues entdeckte
man vier Steinsarkophage und einen Bleisarg. Offenbar war die Anlage aber schon von Grabräubern geplündert worden, denn nur der unterste Sarg enthielt noch das Skelett und die üblichen Grabbeigaben.
Zwei kugelige Fläschchenaus weißem Glas und mit langem Röhrenhals erlaubten eine zeitliche Einordnung der Funde in das 4. Jh. n. Chr.
Mauerreste und Tonscherben, die ebenfalls als "römisch" eingestuft werden können, fand man 1933 "Auf der Holl". Außerdem soll noch vor dem Ersten Weltkrieg am Südabhang des Bubberges ein römisches
Felsengrab entdeckt, aber beim Steinebrechen zerstört worden sein.
Bezeichnenderweise liegen alle diese Funde außerhalb des heutigen Ortes, denn die im 5. Jh. in die Eifel vordringenden Franken mieden die Siedlungen der Römer, nutzten aber das von ihnen urbar
gemachte Land. Die nördliche Eifel wurde hauptsächlich von ripuarischen Franken besiedelt, die in einer ersten Siedlungsphase im 5. und 6. Jh. in der Eifel Fuß faßten. Als der Siedlungs- und
Wirtschaftsraum knapp wurde, folgte eine zweite Siedlungsphase im 7. und 8. Jh., in der wahrscheinlich auch der Ort Berndorf entstanden ist, wie eine Analyse des Ortsnamens vermuten läßt. Aus dieser
Frühzeit der Ortsgeschichte stehen allerdings weder Bodenfunde noch andere Dokumente zur Verfügung.
Erst mit der erwähnten Urkunde aus dem Jahre 1121 tritt Berndorf in das Licht der Geschichte. Seit dieser Zeit ist seine Entwicklung anhand von Urkunden, Weistumsbeschreibungen, Karten und Verträgen etwas besser zu verfolgen.
Im Jahre 1136 bestätigt Papst Innocenz II. dem Propst Everwin von Steinfeld die Besitzungen des Klosters in Berndorf, die in der Urkunde als "...die Hälfte des Ortes mit Pfarrei und ganzem Zehnt..." beschrieben werden. 1187 werden diese Besitzungen auch von dem Kölner Erzbischof Philipp von Heinsberg anerkannt. Als im Jahre 1226 das nahegelegene Kloster Niederehe eine Weinspende erhält, wird ein "...Anselmus, sacerdos (Prieser) de Berendorff..." als Zeuge in der Bestätigungsurkunde genannt. Zumindest Teile der klösterlichen Besitzungen müssen schon bald aufgegeben werden, denn 1288 erwirbt Theoderich von Kerpen den sogenannten Klosterhof für 200 M vom Kloster Steinfeld.
Unter den kirchenrechtlichem Aspekt gehört Berndorf von Anfang an zum Eifeldekanat der Erzdiözese Köln. Landesherr ist allerdings seit 1352 der Kurfürst von Trier, der die Orte Hillesheim,
Bolsdorf und Berndorf als Amt Hillesheim zu seinem nördlichsten Stützpunkt ausbaut. In einer Beschreibung des Weistums Daun aus dem Jahre 1466 wird als einer der nördlichsten Grenzpunkte
"...Berendorff an die Roitleye daselbs..." genannt. Gemeint sit die Gemarkung am Südwestabhang des Bubberges, bis zu welcher der Besitz der Herren von Daun damals wohl reichte. Die nächste
urkundliche Erwähnung des Ortes stammt aus dem Jahre 1507. Damals stiftete Graf Dietrich von Manderscheid-Schleiden, Herr zu Kerpen, "...umb dat cloester zu Nederye wydder up zo brengen..."
diesem 300 Gulden und hinterlegte als Sicherheit u.a. "...Renten zu Beerendorf...".
Es folgen schwere und entbehrungsreiche Jahrhunderte für die Eifel. In mehreren Kriegen wird sie in Mitleidenschaft gezogen, und auch die Berndorfer Bevölkerung hat unter den Plünderungen und den
Requirierungsmaßnahmen der durchziehenden Kriegsheere zu leiden. Die Pest des Jahres 1637 wütet furchtbar in der Eifel. Wiesen die Steuerlisten von 1624 noch 27 Familien in Berndorf aus, so sind es
im Jahre 1654 nur mehr sieben. Nur 22 Menschen sollen in Berndorf die schreckliche Seuche überlebt haben. Erst im Jahre 1702 werden in den Steuerlisten wieder 36 Feuerstellen aufgeführt.
Neben der Pest wird der Aussatz gefürchtet. Da eine wirksame medizinische Hilfe nicht möglich war, verbannte man die Aussätzigen in einsam gelegene Siechenhäuser. Auch in Berndorf scheint ein solches
Siechenhaus existiert zu haben, wie der nur mehr im Volksmund erhaltene Flurnamen "Am Siechenhäuschen" vermuten läßt. Außer diesem Flurnamen erinnert an as ehemalige Siechenhaus nur noch ein
einfaches Balkenkreuz, das durch die Erweiterung eines Steinbruchbetriebes gefährdet ist. Ob das 1706 als baufällig bezeichnete "St.-Anna-Häuslein" mit dem Sichenhäuschen identisch war, ist ungewiß.
Vielleicht handelte es sich auch um eine Kapelle, über die allerdings nichts mehr bekannt ist. Seit 1964 besitzt die Gemeinde wieder eine Muttergotteskapelle am westlichen Ausläufer des
Weinberges.
Die französische Revolution bringt für die Eifel und damit auch für Berndorf entscheidende Veränderungen mit sich. Als im Jahre 1794 die französischen Revolutionsheere das Kurfürstentum Trier
besetzen, fällt auch Berndorf unter französische Herrschaft. In den neu geschaffenen Verwaltungseinheiten gehört Berndorf nun zur Mairie (= Bürgermeisterei) Kerpen, Kanton Lissendorf, Arrondissement
Prüm im Departement de la Sarre. Zusammen mit den Einwohnern einiger Nachbarorte unterschreiben 25 Berndorfer im April des Jahres 1798 eine Reunionsadresse, in der sie um Anschluß ihres Gebietes an
das französische Staatsgebiet bitten. Mit der Niederlage Napoleons bei Waterloo endet die französische Herrschaft in der Eifel. Aufgrund der Beschlüsse des Wiener Kongresses wird die Eifel mit dem
gesamten Rheinland dem Königreich Preußen angegliedert. Berndorf gehört nun zur Bürgermeisterei Kerpen, Kreis Daun, im Regierungsbezirk Trier der preußischen Rheinprovinz.
Langsam setzt eine wirtschaftliche Erholungsphase in der Eifel ein. Ansätze einer Industriealisierung, Bau der Eisenbahn, Wiederaufforstung usw. seinen nur als Stichworte genannt. Wieder sind es
dann die Kriege, welche die Entwicklung unterbrechen und einschneidende Veränderungen hervorrufen. In zwei Weltkriegen hat Berndorf insgesamt 49 Tote zu beklagen. Durch Bomben- und Granattreffer
werden 1945 einige Häuser sowie die alte Kirche beschädigt.
Heute gehört Berndorf zur Verbandsgemeinde Hillesheim im Kreise Daun. Seit Weggang des letzten Pfarrers wird die Pfarrei seelsorgerisch von Hillesheim aus betreut.
(Chronik von Hans-Gregor Adrian aus dem Heft "Berndorf - Hohe Eifel"; Herausgeber: Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz)